Ist die Schweiz bei der Innovation wirklich top?
Die Schweiz steht in Innovationsranglisten regelmässig ganz oben, noch vor den Technologienationen USA und China. Woher kommt dieser Erfolg?

Wer auf Google oder Bing “innovativstes Land” in die Suche eingibt, stösst unweigerlich auf die Schweiz. Zum 14. Mal in Folge ist die Schweiz gemäss Global Innovation IndexExterner Link das innovativste Land der Welt. Der neuste Ländervergleich wurde Ende September von der UNO-Organisation für geistiges Eigentum (WIPO) in Genf veröffentlicht. Der 2007 von der Pariser Wirtschaftshochschule INSEAD ins Leben gerufene Index ist in kurzer Zeit zu einer Visitenkarte für Spitzenreiter wie die Schweiz geworden.
“Bei praktisch allen Indikatoren schneidet die Schweiz sehr gut ab”, meint Sacha Wunsch-Vincent, bei der Abteilung Ökonomie und Datenanalyse der WIPO zuständig für den Global Innovation Index (GII). “Unsere Daten, unsere Erfahrung mit Innovation in der Schweiz und die jüngsten Entwicklungen legen nahe, dass die Schweizer Innovationsleistung in nächster Zeit nicht abnehmen wird.”
Nicht nur beim GII steht die Schweiz gut da. Auch bei der European Innovation ScorecardExterner Link 2024 belegt sie den Spitzenplatz.
Zweifellos ist die Schweiz ein Zentrum für Forschung, hochqualifizierte Arbeitskräfte und modernste Fertigungsmethoden, insbesondere in den Bereichen Biotech, Robotik und Maschinenbau. Dies belegt auch der hohe Anteil an PersonenExterner Link mit einem Doktortitel (3%).
Aber ist die helvetische Alpenrepublik wirklich innovativer als Technologiegiganten wie die USA oder China, wie es der globale Index besagt? Und wie schneidet die Schweiz gegenüber kleineren Ländern wie Israel ab, das oft als “Start-up-Nationˮ bezeichnet wird, oder Estland, das als digitalstes Land der Welt gilt?
Um herauszufinden, warum die Schweiz gegenüber allen anderen Ländern regelmässig die Nase vorn hat, haben wir den Index genauer unter die Lupe genommen.
Guter Allrounder
Der Global Innovation Index bewertet 133 Länder anhand von 80 Indikatoren in zwei Kategorien. Die erste Kategorie beurteilt die Voraussetzungen (“Input”), also Innovationstreiber wie das regulatorische Umfeld, Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E), die Anzahl Universitätsabgänger:innen in Wissenschaft und Technik sowie die Verfügbarkeit von Risikokapital.
Die zweite Kategorie untersucht die Leistung (“Output”) wie Patente, die Anzahl Einhörner (Firmen mit einer Bewertung über USD 1 Mrd.) und Kreativität, z.B. anhand der Anzahl veröffentlichter Spielfilme oder mobiler Apps.
Dabei zeigt sich: Die Schweiz ist wie die beiden anderen der Top 3 (Schweden und USA) ein guter Allrounder. Sie liefert hohe Werte sowohl bei den Voraussetzungen als auch bei der Leistung und schneidet bei vielen Indikatoren gut oder sogar am besten ab.
Länder wie Israel oder Estland haben hier das Nachsehen. Sie mögen zwar in Bezug auf Einhörner, Risikokapital und spezifische IT-Indikatoren ganz oben stehen, bei den meisten anderen Aspekten aber schneiden sie deutlich schlechter ab.
Grosse Länder wie China oder die USA haben zwar viel stärker diversifizierte Branchen oder deutlich grössere nationale Märkte, die regulatorischen Rahmenbedingungen sind aber in der Schweiz klar besser.
Sicherer Hafen für ausländische Firmen
Warum die Schweiz in der Forschung brilliert, zeigt ein genauerer Blick auf die Indikatoren. Einige der renommiertesten Hochschulen Europas befinden sich in der Schweiz, wo die Ausgaben für Forschung und Entwicklung als Anteil am BIP höher liegen als im OECD-Durchschnitt. 2023 wurden in der Schweiz CHF 24,6 Mrd. in F&E investiert, was ca. 3,3% des BIP entspricht. Zum Vergleich: China hat letztes Jahr seine F&E-Ausgaben markant auf USD 458 Mrd. (CHF 400 Mrd.) erhöht, womit der Anteil am BIP von 1% im Jahr 2000 auf nun 2,5% anstieg.
Eine besondere Stärke der Schweiz sind die zahlreichen Forschungspartnerschaften zwischen Hochschulen und der Industrie. Kein anderes Land kann hier der Schweiz das Wasser reichen.
InnoSuisse, die staatlich finanzierte Agentur für Innovationsförderung, bietet finanzielle Unterstützung für Forschungsprojekte von Hochschulen mit einem Umsetzungspartner in der Industrie. “Das funktioniert, weil die Hochschulen über den neusten Wissensstand bei Technologien verfügen, die in der Privatwirtschaft nachgefragt werden”, erklärt Martin Wörter, Professor für Innovationsökonomie an der ETH Zürich.
Wie in Europa üblich kommen auch in der Schweiz zwei Drittel der F&E-Ausgaben aus der Industrie. “Was die Schweiz besonders macht, ist die Tatsache, dass ein grosser Teil dieser F&E-Ausgaben von ausländischen Firmen stammt”, so Sacha Wunsch-Vincent. Neben grossen Schweizer Unternehmen wie Nestlé, Roche und Novartis, die alle in F&E investieren, betreiben auch zahlreiche globale Unternehmen wie Google und Philip Morris International Forschungszentren in der Schweiz.
“Es kommt selten vor, dass grössere F&E-Aktivitäten von einem Partner in einem anderen Land betreut werden”, meint Wunsch-Vincent und erklärt: “Die Schweiz ist ein sicherer Hafen. Man fühlt sich hier willkommen, und das Vertrauen in das Ökosystem Innovation ist gross”. Die Kombination von niedrigen Steuern und einer eher liberalen Regulierung ist für internationale Unternehmen schon länger hochattraktiv.
Länder wie Israel oder Estland haben hier das Nachsehen. Sie mögen zwar in Bezug auf Einhörner, Risikokapital und spezifische IT-Indikatoren ganz oben stehen, bei den meisten anderen Aspekten aber schneiden sie deutlich schlechter ab.
Grosse Länder wie China oder die USA haben zwar viel stärker diversifizierte Branchen oder deutlich grössere nationale Märkte, die regulatorischen Rahmenbedingungen sind aber in der Schweiz klar besser.
Sicherer Hafen für ausländische Firmen
Warum die Schweiz in der Forschung brilliert, zeigt ein genauerer Blick auf die Indikatoren. Einige der renommiertesten Hochschulen Europas befinden sich in der Schweiz, wo die Ausgaben für Forschung und Entwicklung als Anteil am BIP höher liegen als im OECD-Durchschnitt. 2023 wurden in der Schweiz CHF 24,6 Mrd. in F&E investiert, was ca. 3,3% des BIP entspricht. Zum Vergleich: China hat letztes Jahr seine F&E-Ausgaben markant auf USD 458 Mrd. (CHF 400 Mrd.) erhöht, womit der Anteil am BIP von 1% im Jahr 2000 auf nun 2,5% anstieg.
Eine besondere Stärke der Schweiz sind die zahlreichen Forschungspartnerschaften zwischen Hochschulen und der Industrie. Kein anderes Land kann hier der Schweiz das Wasser reichen.
InnoSuisse, die staatlich finanzierte Agentur für Innovationsförderung, bietet finanzielle Unterstützung für Forschungsprojekte von Hochschulen mit einem Umsetzungspartner in der Industrie. “Das funktioniert, weil die Hochschulen über den neusten Wissensstand bei Technologien verfügen, die in der Privatwirtschaft nachgefragt werden”, erklärt Martin Wörter, Professor für Innovationsökonomie an der ETH Zürich.
Wie in Europa üblich kommen auch in der Schweiz zwei Drittel der F&E-Ausgaben aus der Industrie. “Was die Schweiz besonders macht, ist die Tatsache, dass ein grosser Teil dieser F&E-Ausgaben von ausländischen Firmen stammt”, so Sacha Wunsch-Vincent. Neben grossen Schweizer Unternehmen wie Nestlé, Roche und Novartis, die alle in F&E investieren, betreiben auch zahlreiche globale Unternehmen wie Google und Philip Morris International Forschungszentren in der Schweiz.
“Es kommt selten vor, dass grössere F&E-Aktivitäten von einem Partner in einem anderen Land betreut werden”, meint Wunsch-Vincent und erklärt: “Die Schweiz ist ein sicherer Hafen. Man fühlt sich hier willkommen, und das Vertrauen in das Ökosystem Innovation ist gross”. Die Kombination von niedrigen Steuern und einer eher liberalen Regulierung ist für internationale Unternehmen schon länger hochattraktiv.